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ABB 630 Serie Handbuch Seite 512

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Abschnitt 4
Schutzfunktionen
506
Es empfiehlt sich, bei Einsatz der wattmetrischen Methode Summenstromwandler für
die Io-Messung zu verwenden. Bei einem niedrigen Übersetzungsverhältnis können
beim Stromwandler Genauigkeitsprobleme und selbst eine Verzerrung der
Sekundärstromkurve bei einigen Summenstromwandlern auftreten. Um bei der
Fehlerstrommessung eine ausreichende Genauigkeit und letztendlich eine bessere
Selektivität des Netzes zu gewährleisten, sollte der Summenstromwandler daher über
ein Übersetzungsverhältnis von mindestens 70:1 verfügen. Niedrigere
Übersetzungsverhältnisse wie 50:1 oder 50:5 sollten nur gewählt werden, wenn zuvor
Phasenverschiebungsfehler und die Stromwandler-Amplitude überprüft werden.
Bei einem ringförmigen oder vernetzten Netz ist der Einsatz des wattmetrischen
Richtungsschutzes nicht ratsam, da die wattmetrische Methode für die Auslösung
einen radialen Leistungsfluss erforderlich macht.
Der charakteristische Relaiswinkel muss basierend auf der Sternpunkterdung im Netz
gewählt werden. In einem nicht geerdeten Netz, d. h. in einem Netz, das nur über
Kapazitäten zwischen den Leitern und der Erde mit der Erde verbunden ist, wird für
den charakteristischen Winkel der Wert -90º gewählt.
In kompensierten Netzen kompensieren der kapazitive Fehlerstrom und der induktive
Resonanzspulenstrom einander, d. h., der Fehlerstrom ist hauptsächlich resistiv und
weist keine Phasenverschiebung gegenüber der Verlagerungsspannung auf. In
solchen Netzen wird ein charakteristischer Winkel von 0º gewählt. Der Pegel der
aktiven Komponente ist oft niedrig und muss über einen parallel zur
Kompensationsspule geschalteten Widerstand erhöht werden. In Netzen mit einer
niederohmigen Erdung des Sternpunktes ist der charakteristische Winkel ebenfalls
stets 0°.
Da die Amplitude des Summenstroms unabhängig vom Fehlerort ist, wird die
Selektivität des Erdfehlerschutzes mittels Zeitkoordinierung erreicht.
Der wattmetrische Schutz bietet die Möglichkeit zur Nutzung der dedizierten AMZ-
Charakteristiken. Diese sind anwendbar in großen hochohmig geerdeten Netzen mit
einem großen kapazitiven Erdfehlerstrom.
In einem Netz mit einer niederohmigen Erdung wird ein mittelgroßer Sternpunkt-
Widerstand verwendet. Ein solcher Widerstand sorgt für eine resistive
Erdfehlerstromkomponente von 200 bis 400 A bei einem gravierenden Erdfehler. In
einem derartigen Netz bietet der gerichtete Nullleistungsschutz bessere
Möglichkeiten zur Selektivität mittels stromabhängiger Leistungs-Charakteristiken.
Empfehlenswert ist bei Einsatz des wattmetrischen Schutzes zudem die Verwendung
der normalen ungerichteten Summenstromschutzfunktion und ungerichteten
Verlagerungsspannungsschutzfunktion (mit stromunabhängig oder stromabhängig
verzögerter Auslösung). Die ungerichtete Summenstromschutzfunktion vergleicht
den Summenstrom ohne Phasenwinkelüberprüfung und bietet einen schnellen Schutz
bei Doppelerdfehlern. Der Anregewert für diese ungerichtete
Summenstromschutzfunktion sollte höher als der Einstellwert für alle einpolige-
Erdfehler mit einer kurzen AMZ-Verzögerung gewählt werden. Dies ist eine
Alternative zum Distanzschutz mit Leiterpräferenzlogik. Der Nullsystemstrom bei
1MRS757550 C
630 Serie
Technisches Handbuch

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