Beispiel:
Bei einer Maschine zeige die Drehachse des Tisches in die positive Y-Richtung. Der Tisch
ist um +45 Grad gedreht. Mit PAROT wird dann ein Frame definiert, der ebenfalls eine
Drehung von 45 Grad um die Y-Achse beschreibt. Das gegenüber der Außenwelt nicht
gedrehte Koordinatensystem (im Bild mit "Lage des Koordinatensystems nach TCARR"
gekennzeichnet) ist gegenüber dem mitgeführten Koordinatensystem (Lage nach PAROT)
aber um -45 Grad gedreht. Wird dieses Koordinatensystem z. B. mit ROT Y-45 definiert und
anschließend der Werkzeugträger bei aktivem TCOFR angewählt, wird für die Drehachse des
Werkzeugträgers ein Winkel von +45 Grad ermittelt.
Der Sprachbefehl PAROT wird nicht abgelehnt, wenn kein orientierbarer Werkzeugträger
aktiv ist. Allerdings bewirkt ein solcher Aufruf dann keine Frameänderung.
Bearbeitung in Richtung der Werkzeugorientierung
Vor allem an Maschinen mit orientierbarem Werkzeug soll mitunter in Werkzeugrichtung
verfahren werden (typischerweise beim Bohren), ohne dass ein Frame aktiviert wird (z. B.
mittels TOFRAME oder TOROT), bei dem eine der Achsen in Richtung des Werkzeugs zeigt.
Das Problem stellt sich auch dann, wenn bei einer Schrägbearbeitung ein Frame aktiv ist,
der die schräge Ebene definiert, das Werkzeug aber nicht exakt senkrecht eingestellt
werden kann, weil wegen eines indexierten Werkzeugträgers (Hirth-Verzahnung) die
Werkzeugorientierung nicht beliebig einstellbar ist. In diesen Fällen muss dann - abweichend
von der eigentlich verlangten Bewegung senkrecht zur Ebene - in Werkzeugrichtung gebohrt
werden, da andernfalls der Bohrer nicht in Richtung seiner Längsachse geführt würde, was
i. a. den Bruch des Bohrers zur Folge haben würde.
Der Endpunkt einer solchen Bewegung wird mit MOVT=... programmiert.
Der programmierte Wert wirkt standardmäßig inkrementell in Werkzeugrichtung.
Die positive Richtung ist dabei von der Werkzeugspitze zur Werkzeugaufnahme definiert.
Der Inhalt von MOVT ist bei der Zustellbewegung (beim Bohren) deshalb in der Regel
negativ, bei der Rückzugsbewegung dagegen positiv. Das entspricht den Verhältnissen bei
normaler achsparalleler Bearbeitung z. B. mit G91 Z....
Anstelle von MOVT=... kann auch MOVT=IC(...) geschrieben werden, wenn deutlich
sichtbar zum Ausdruck gebracht werden soll, dass MOVT inkrementell wirkt. Ein funktioneller
Unterschied zwischen beiden Schreibweisen besteht nicht.
Wird die Bewegung in der Form MOVT=AC(...) programmiert, wirkt MOVT absolut.
Dazu wird eine Ebene definiert, die durch den aktuellen Nullpunkt verläuft, und deren
Flächennormalenvektor parallel zur Werkzeugorientierung ist. MOVT gibt dann die Lage
bezüglich dieser Ebene an (siehe Bild). Die Bezugsebene dient nur zur Berechnung der
Endposition. Aktive Frames werden durch diese interne Berechnung nicht beeinflusst.
Grundfunktionen: Achsen, Koordinatensysteme, Frames (K2)
Funktionshandbuch, 11/2006, 6FC5397-0BP10-2AA0
Ausführliche Beschreibung
2.4 Frames
2-103