2.20
Abhängiger Unterspannungsschutz
Der abhängige Unterspannungsschutz schützt in erster Linie Verbraucher (Induktionsmaschinen) vor den
Folgen gefährlicher Spannungsrückgänge in Inselnetzen und vermeidet so unzulässige Betriebszustände und
möglichen Stabilitätsverlust. Auch in Verbundnetzen kann er als Lastabwurfkriterium herangezogen werden.
Bei zweipoligen Kurzschlüssen oder Erdschlüssen kommt es zu einem unsymmetrischen Einbruch der Span-
nungen. Gegenüber einphasiger Messsysteme ist die Erfassung des Mitsystems unbeeinflusst von diesen
Vorgängen und bietet deshalb insbesondere bei der Beurteilung von Stabilitätsproblemen Vorteile.
Funktionsbeschreibung
2.20.1
Messgröße
Aus den o.g. Gründen wird aus den Grundschwingungen der drei Leiter-Erde-Spannungen das Mitsystem
berechnet und dieses der Schutzfunktion zugeführt. Nach nummerischer Filterung werden nur die Grund-
schwingungen bewertet.
Stehen anlagenseitig Spannungswandler in V-Schaltung zur Verfügung, wird der Schutz an die verketteten
Spannungen angelegt und der interne Sternpunkt bleibt frei. Dadurch bildet sich ein virtueller Sternpunkt, so
dass weiterhin die (virtuellen) Leiter-Erde-Spannungen erfasst werden können (siehe Anschlussbeispiel im
Anhang).
Auslösekennlinie
Mit einer spannungszeitabhängigen Auslösekennlinie mit integralem Verhalten ist eine exakte Anpassung an
die Stabilitätskennlinie von Motoren möglich. Kommt der Motor in den Bereich unterhalb der Stabilitätskenn-
linie, so wird er bis zum Stillstand abgebremst oder läuft mit geringer Drehzahl weiter, auch wenn die Span-
nung nach kurzer Zeit voll wiederkehrt. Nur Käfigläufermotoren, bei denen die Gegenmomentkennlinie der
Arbeitsmaschine für jede Drehzahl unterhalb der stationären Drehmomentkennlinie des Motors liegt, errei-
chen wieder die Nenndrehzahl. Alle anderen Motoren werden während des Auslaufs durch die wiederge-
kehrte Spannung thermisch oder unter Umständen auch mechanisch überbeansprucht.
Der Unterspannungsschutz ist einstufig ausgeführt. Damit der Schutz bei Ausfall der Sekundärspannung nicht
fehlanspricht, kann er über eine Binäreingabe blockiert werden, z.B. von einem Spannungswandler-Schutz-
schalter oder bei abgeschalteter Maschine über einen Hilfskontakt des Leistungsschalters. Außerdem erfolgt
eine Blockierung beider Stufen durch den integrierten Fuse-Failure-Monitor (siehe Abschnitt
chungen).
Liegen keine Messgrößen am Gerät an (Betriebszustand 0), erfolgt keine Auslösung, wenn keine Anregung
vorhanden war. Damit ist sichergestellt, dass es beim Einschalten der Unterspannungsfunktion bei fehlender
Messgröße nicht sofort zu einem Ansprechen des Schutzes kommt. Ist die Schutzfunktion durch Anlegen von
Messgrößen erst einmal aktiviert worden, so kann sie nur durch Blockieren wieder inaktiv gemacht werden.
Besteht eine Anregung, wenn das Gerät in den Betriebszustand 0 (d.h. es liegen keine Messgrößen an oder der
zulässige Frequenzbereich ist verlassen worden) übergeht, wird diese gehalten. Die Berechnung der Verzöge-
rungszeit bis zur Auslösung erfolgt wie bei einem Sprung auf 0 V. Anrege- bzw. Auslösehaltung können nur
durch Wiederkehr der Spannungen oder durch Betätigen des Blockiereinganges beendet werden.
Das Rückfallverhältnis beträgt 101 % oder 0,5 V absolut des unter Adresse 4402 Up< eingestellten Schwell-
wertes. Zwischen Anrege- und Rückfallwert wird das integrale Verhalten der Auslösezeitbestimmung „einge-
froren".
Das folgende Bild zeigt das Logikdiagramm des abhängigen Unterspannungsschutzes.
SIPROTEC 4, 7UM62, Handbuch
C53000-G1100-C149-B, Ausgabe 11.2017
Funktionen
2.20 Abhängiger Unterspannungsschutz
2.40.3 Überwa-
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