Funktionen
2.16 Überstromzeitschutz
2.16
Überstromzeitschutz
Das Gerät 7SD5 verfügt über einen Überstromzeitschutz. Dieser kann wahlweise als Reserve-Überstromzeit-
schutz oder als Not-Überstromzeitschutz verwendet werden. Beachten Sie, dass es sich hier außer den schon
vorhandenen Hauptschutzfunktionen, wie Differential- und Distanzschutz, um eine weitere Schutzfunktion han-
delt, die für noch größere Sicherheit sorgt.
2.16.1
Allgemeines
Während der Leitungsschutz 7SD5 mit parametriertem Differentialschutz insgesamt nur korrekt arbeiten kann,
wenn jedes Gerät die Daten der anderen Geräte richtig empfängt oder ein Distanzschutz nur korrekt arbeiten
kann, wenn die Messspannung richtig am Gerät anliegt, benötigt der Not-Überstromzeitschutz nur die örtlichen
Ströme. Der Not-Überstromzeitschutz tritt automatisch in Tätigkeit, wenn die Datenkommunikation des Diffe-
rentialschutzes gestört ist und die Messspannung ausfällt, (Notbetrieb). Sowohl der Differentialschutz als auch
der Distanzschutz sind dann blockiert.
Der Notbetrieb ersetzt also den Differential- bzw. den Distanzschutz als Kurzschlussschutz, wenn die Schutz-
datenkommunikation ausfällt und auch der parallel arbeitende Distanzschutz durch eine der folgenden Bedin-
gungen den Ausfall der Messspannungen erkennt:
• wenn durch Eingabe des Signals „Spannungswandler-Schutzschalter gefallen" über eine Binäreingabe auf
Ausfall der Messspannung erkannt wird oder
• wenn eine der internen Überwachungsfunktionen (z.B Stromsumme, Drahtbruch oder „Fuse-Failure-Moni-
tor") anspricht, siehe Abschnitt 2.24.1.3.
Der Überstromzeitschutz hat insgesamt je vier Stufen für jeden Leiterstrom und für den Erdstrom, und zwar:
• zwei Überstromzeitstufen mit stromunabhängiger Auslösezeit (UMZ-Schutz),
• eine Überstromzeitstufe mit stromabhängiger Auslösezeit (AMZ-Schutz),
• eine weitere Überstromzeitstufe, die über einen zusätzlichen Freigabeingang verfügt.
Diese vier Stufen sind unabhängig voneinander und können beliebig kombiniert werden. Eine Blockierung von
externen Kriterien ist über Binäreingaben ebenso möglich wie eine Schnellauslösung. Beim Zuschalten des zu
schützenden Objektes auf einen Fehler kann schließlich eine beliebige Stufe oder auch mehrere, auf unverzö-
gerte Auslösung geschaltet werden. Werden nicht alle Stufen gebraucht, können Sie die nicht benötigten
dadurch unwirksam machen, dass Sie ihren Ansprechwert auf ∞ einstellen.
2.16.2
Funktionsbeschreibung
Messgrößen
Die Leiterströme werden dem Gerät über die Eingangswandler zugeführt. Der Erdstrom 3·I
direkt gemessen oder errechnet.
Bei Anschluss von I
eigene Leitung, siehe Abschnitt 2.1.2 der Anlagendaten 1) steht der Erdstrom unmittelbar als Messgrö-
ße zur Verfügung. Er wird unter Berücksichtigung des Faktors I4/Iph WDL (Adresse 221) verwendet.
Wenn das Gerät über einen empfindlichen Erdstromwandler verfügt (MLFB-Stellle 7 = 2 oder 6), dann wird in
der Überstromzeitschutz-Funktion nur der berechnete Erdstrom verwendet, auch wenn der Erdstrom am
vierten Stromeingang I
angeschlossen (Adresse 220 I4-WANDLER nicht auf eigene Leitung parametriert), so errechnet
gang I
4
das Gerät den Erdstrom aus den Phasenströmen. Natürlich müssen alle drei Phasenströme von drei in Stern
geschalteten Stromwandlern vorhanden und angeschlossen sein.
308
in der Sternpunktzuführung des Stromwandlersatzes (Adresse 220 I4-WANDLER =
4
angeschlossen ist. Ist der Erdstrom der eigenen Leitung nicht an den vierten Stromein-
4
0
SIPROTEC, 7SD5, Handbuch
C53000-G1100-C169-5, Ausgabedatum 02.2011
wird entweder