1.2
Anwendungsbereiche
Der Leitungsschutz SIPROTEC 4 7SD5 ist ein kombinierter Schutz aus Differential- und Distanzschutz. Ein
mehrseitiger Fehlerorter erlaubt auf Zweiendenleitungen auch bei ungünstigen Betriebs- bzw. Störfallverhält-
nissen eine genaue Bestimmung des Fehlerortes.
Der kombinierte Leitungsschutz ist ein selektiver Kurzschlussschutz für ein- und mehrseitig gespeiste Freilei-
tungen und Kabel in radialen, ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen beliebiger Spannungsebenen.
Der Vergleich der Messdaten erfolgt für jede Phase getrennt. Der Netzsternpunkt kann geerdet, gelöscht oder
isoliert sein.
Das Gerät enthält die Funktionen, die für den Schutz eines Leitungsabzweiges üblicherweise benötigt werden
und ist damit universell einsetzbar. Auch ist es als zeitgestaffelter Reserveschutz zu Vergleichsschutzeinrich-
tungen aller Art für Leitungen, Transformatoren, Generatoren, Motoren und Sammelschienen aller Spannungs-
reihen anwendbar.
Die Einschaltrushunterdrückung erlaubt auch dann den Einsatz des 7SD5, wenn sich im Schutzbereich ein
Leistungstransformator befindet (Bestellvariante), dessen Sternpunkt(e) ebenfalls isoliert, geerdet oder mit Pe-
tersen-Spule versehen sein kann.
Ein wesentlicher Vorzug des Differentialschutzprinzips besteht darin, dass für alle Kurzschlüsse an jeder be-
liebigen Stelle des ganzen Schutzbereiches ohne Verzögerung eine Abschaltung veranlasst wird. Die Strom-
wandler grenzen den Schutzbereich an den Enden gegen das übrige Netz ab. Diese scharfe Abgrenzung ist
der Grund für die dem Vergleichsschutzprinzip eigene ideale Selektivität.
Das Leitungsschutzsystem benötigt an jedem Ende des zu schützenden Bereichs ein Gerät 7SD5 sowie einen
Satz Stromwandler.
Spannungswandler sind erforderlich, wenn zusätzlich zum Differentialschutz Schutzfunktionen eingesetzt
werden, die eine Spannungsmessung erfordern (z.B. Distanzschutz, Fehlerorter). Weiterhin werden sie für die
Erfassung und Anzeige von Messwerten (Spannungen, Leistung, Leistungsfaktor) benötigt.
Die Geräte an den Enden des zu schützenden Bereiches tauschen ihre Messinformationen mittels Wirkschnitt-
stellen über dedizierte Kommunikationsverbindungen (i.Allg. Lichtwellenleiter) oder ein Kommunikationsnetz-
werk aus, sofern sie mit Differentialschutz arbeiten. Der Distanzschutz kann seine Informationen durch Signal-
verfahren über traditionelle Signalverbindungen (Kontakte) austauschen, bzw. diese auch über schnelle
Kommandokanäle auf den Wirkschnittstellen übertragen (mit DIGSI projektierbar). Zwei Geräte des Typs 7SD5
können für ein Schutzobjekt mit 2 Enden eingesetzt werden: Kabel, Freileitung oder beides gemischt, selbst
mit Transformator im Schutzbereich (Bestellvariante). Mit dem Typ 7SD5*3 können außer Zweiendenleitungen
auch Schutzobjekte mit 3 (Dreibeinleitungen) oder mehr Enden geschützt werden, ebenfalls mit oder ohne im
Block geschalteten Transformator(en) (Bestellvariante). Maximal sind 6 Enden möglich; es können also auch
kleinere Sammelschienenanordnungen geschützt werden. Für jedes Ende wird ein 7SD5*3 eingesetzt. Wenn
man zwischen mehr als zwei Geräten eine Kommunikationskette aufbaut, können an den Enden der Kette
auch 7SD5*2 eingesetzt werden. Näheres siehe Abschnitt 2.2.1.
Die Schutzdatenkommunikation kann ringförmig aufgebaut werden. Bei Ausfall einer Kommunikationsstrecke
ist so ein redundanter Betrieb möglich; die Geräte suchen sich dann automatisch die verbleibenden gesunden
Übertragungswege aus. Auch bei zwei Enden kann die Kommunikation zu Redundanzzwecken verdoppelt
werden.
Da eine fehlerfreie Datenübertragung Voraussetzung für das ordnungsgemäße Arbeiten des Differentialschut-
zes ist, wird diese dauernd intern überwacht.
Bei Ausfall der Kommunikation, wenn kein Ersatzweg möglich ist, können die Geräte selbsttätig auf die zweite
Hauptschutzfunktion, den Distanzschutz oder auf Notbetrieb mit einem integrierten Überstromzeitschutz um-
geschaltet werden, bis eine Kommunikation wieder möglich ist.
Die Kommunikation kann zur Übertragung weiterer Informationen genutzt werden. Außer Messgrößen ist die
Übertragung binärer Kommandos oder sonstiger Informationen möglich.
SIPROTEC, 7SD5, Handbuch
C53000-G1100-C169-5, Ausgabedatum 02.2011
Einführung
1.2 Anwendungsbereiche
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