Abschnitt 4
IED Anwendung
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Die Ansprechzeit des Phasen-Überstromschutzes ist so zu wählen, dass die
Fehlerzeit so kurz ist, dass Betriebsmittel nicht auf Grund von thermischer
Überlastung beschädigt werden, gleichzeitig aber Selektivität gewährleistet ist. Die
Feineinstellung für einen Überstromschutz in einem radial gespeisten Netz kann
auf eine grafische Art vorgenommen werden. Dies wird häufig im Falle von
abhängig verzögertem Überstromschutz genutzt. Die nachfolgende Abbildung zeigt
wie die Zeit-Strom-Kurven in einem Diagramm geplottet werden. Die
Zeiteinstellung wird so gewählt, dass die kürzeste Fehlerzeit erreicht wird, bei der
die Selektivität erhalten bleibt. Die Selektivität ist gewährleistet, wenn die
Zeitdifferenz zwischen den Kurven größer ist als die kritische Zeitdifferenz.
IEC05000204 V1 DE
Abb. 58:
Fehlerzeit unter Beibehaltung der Selektivität
Die Auslösezeit kann für jeden Überstromschutz individuell eingestellt werden.
Um in einem radialen Netz zwischen verschiedenen selektiven
Schutzeinrichtungen die Selektivität zu gewährleisten, muss zwischen den
Zeitverzögerungen zweier Schutzeinrichtungen eine Zeitdifferenz von mindestens
Dt eingehalten werden. Die minimale Zeitdifferenz kann für verschiedene Fälle
bestimmt werden. Um die kürzest mögliche Zeitdifferenz bestimmen zu können,
müssen die Auslösezeiten der Schutzeinrichtungen, die Ausschaltzeiten der
Leistungsschalter und die Rückfallzeiten der Schutzeinrichtungen bekannt sein.
Diese Verzögerungen können von Betriebsmittel zu Betriebsmittel sehr
unterschiedlich sein. Die folgenden Verzögerungen können angenommen werden:
1MRK 511 190-UDE B
en05000204.wmf
Applikationshandbuch