Funktionen
2.11 Überstromzeitschutz (wahlweise)
Eine oder mehrere Stufen können als Schnellauslösestufen beim Zuschalten auf einen Kurzschluss eingestellt
werden. Dies wird bei der Einstellung der individuellen Stufen (siehe unten) ausgewählt. Um ein Fehlanspre-
chen infolge transienter Überströme zu vermeiden, kann eine Verzögerung T SOTF (Adresse 2680) eingestellt
werden. Meist wird die Voreinstellung 0 s richtig sein. Bei langen Kabeln, bei denen mit hohen Einschaltstrom-
stößen zu rechnen ist, oder bei Transformatoren kann aber eine kurze Verzögerung sinnvoll sein. Sie richtet
sich danach, wie ausgeprägt und wie lange der transiente Vorgang ist und welche Stufen für die Schnellauslö-
sung verwendet werden.
Hochstromstufen I
>>, 3I
ph
Die I>>-Stufen Iph>> (Adresse 2610) und 3I0>> (Adresse 2612) ergeben zusammen mit den I>-Stufen oder
den I
-Stufen eine zweistufige Kennlinie. Selbstverständlich können auch alle drei Stufen kombiniert werden.
p
Wird eine Stufe nicht benötigt, stellen Sie den Ansprechwert auf ∞ ein. Die I>>-Stufen arbeiten immer mit einer
definierten Verzögerung.
Werden die I>>-Stufen als Schnellstufen vor automatischer Wiedereinschaltung benutzt (über CFC-Verschal-
tung), entspricht die Strom-Einstellung den I>- bzw. I
Verzögerungszeiten interessant. Die Zeiten T Iph>> (Adresse 2611) und T 3I0>> (Adresse 2613) können
dann auf 0 s oder einen sehr kleinen Wert gesetzt werden, da vor einer Wiedereinschaltung die schnelle Ab-
schaltung des Kurzschlussstromes Vorrang vor der Selektivität hat. Vor endgültiger Abschaltung müssen dann
diese Stufen zur Erzielung der Selektivität blockiert werden.
Bei sehr langen Leitungen mit kleiner Vorimpedanz oder vor großen Reaktanzen (z.B. Transformatoren, Längs-
drosseln) können die I>>-Stufen auch zur Stromstaffelung verwendet werden. Sie sind dann so einzustellen,
dass sie beim Kurzschluss am Ende der Leitung mit Sicherheit nicht ansprechen. Die Zeiten können dann auf
0 s oder einen kleinen Wert eingestellt werden.
Bei Parametrierung mittels Personalcomputer und DIGSI können die Werte wahlweise in Primär- oder Sekun-
därgrößen eingegeben werden. Bei Parametrierung in Sekundärgrößen werden die Ströme auf die Sekundär-
seite der Stromwandler umgerechnet.
Rechenbeispiel:
110 kV Freileitung 150 mm
s (Länge)
R
/s
1
X
/s
1
Kurzschlussleistung am Leitungsanfang:
S
'
k
Stromwandler
Daraus errechnen sich die Leitungsimpedanz Z
Z
/s = √0,19
1
Z
= 0,46 Ω/km · 60 km = 27,66 Ω
L
Der 3-phasige Kurzschlussstrom am Ende der Leitung ist I
230
>>
0
2
:
= 60 km
= 0,19 Ω/km
= 0,42 Ω/km
= 2,5 GVA
600 A/5 A
2
2
+ 0,42
Ω/km = 0,46 Ω/km
-Stufen (siehe unten). Hier sind nur die verschiedenen
p
und die Vorimpedanz Z
L
V
:
k Ende
C53000-G1100-C155-8, Ausgabedatum 02.2011
:
SIPROTEC, 7SA522, Handbuch