Abschnitt 4
Differentialschutz
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auszulösen, wenn die Stufenschalter-Kompensation verwendet wird und ein Fehler
in der Kompensationskette auftritt. Dieser Alarm kann auch mit einer zusätzlichen
IED-Konfigurationslogik verwendet werden, um die Differentialfunktion zu
desensibilisieren.
Stabilisierungsstrom
Der Stabilisierungsstrom (Haltestrom) ist der größte Strom der individuellen
Phasenströme, die zu den grundfrequenten Differenzialströmen beitragen, wie in
den Gleichungen
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und
werden auf eine Transformatorseite umgerechnet (typischerweise OS-Wicklung)
und können daher hinsichtlich ihrer Größe verglichen werden. Es bestehen sechs
(bzw. beim Drei-Wickler-Transformator: neun) Beitrage für den Differentialstrom.
Diese sind die Kandidaten für den gemeinsamen Stabilisierungsstrom. Der größte
der Strömen wird als gemeinsamer Stabilisierungsstrom für alle drei Phasen
herangezogen. Das sog. Maximumprinzip macht den Differentialschutz sicherer
und verringert das Risiko einer Auslösung bei externem Fehler. Zugleich verleiht
es den Knickpunkten der stabilisierten Kennlinie mehr Bedeutung.
Zu beachten ist, dass bei der Subtraktion der Nullströme von den separaten
Zuflüssen zum gesamten Differentialstrom die Null-Komponente ebenfalls
automatisch aus dem Stabilisierungsstrom eliminiert wird. Dadurch wird
sichergestellt, dass bei der Sekundärprüfung von nur einer Transformator-Seite aus
der Stabilisierungsstrom unabhängig von der Fehlerart immer dem stärksten
Differentialstrom entspricht. Im normalen Durchgangslastbetrieb des
Transformators ist der Stabilisierungsstrom gleich dem maximalen Laststrom aus
zwei (drei) Stromwandlerwicklungen.
Der gemeinsame Stabilisierungsstrom ausgedrückt in Primärwerten der OS-Seite
kann als Messwert der Funktion ausgelesen werden. Zugleich ist dieser Wert als
Ausgang IBIAS aus dem Differenzialschutzfunktionsblock verfügbar. Daher kann
sie mit dem Stördatenschreiber verbunden und automatisch während eines externen
oder internen Fehlers aufgezeichnet werden.
Bei Anwendung in der sog. T-Konfiguration, also mit zwei stabilisierten
Stromwandlers-Eingängen von einer Seite des geschützten Transformators, wie
etwa bei einem Eineinhalb-Leistungsschalter-Schema, können die Primär-
Nennströme der Stromwandlers sehr viel höher ausfallen als die primären
Nennströme des geschützten Transformators. Um den Stabilisierungsstrom für eine
solche T-Konfiguration zu ermitteln, können die zwei separaten Ströme auf der T-
Seite durch zusätzliche Einstellungen skaliert werden. Damit soll eine
unerwünschte Desensibilisierung des Differentialschutzes verhindert werden.
Zusätzlich dazu werden die resultierenden, nicht direkt gemessenen Ströme in die
Wicklung des geschützten Transformators berechnet und ebenfalls in die
Berechnung des Stabilisierungsstroms miteinbezogen. Ansonsten ist das Verfahren
zur Berechnung des Stabilisierungsstroms identisch mit dem Verfahren bei
Schutzschemata ohne Eineinhalb-Leistungsschalter-Schema.
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verdeutlicht. Alle diese Strombeiträge der Windungen
1MRK 504 086-UDE B
Technisches Referenzhandbuch