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Siemens SIPROTEC 7SD610 Handbuch Seite 45

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Einschaltstabilisie-
rung
7SD610 Handbuch
C53000–G1100–C145–2
selbsttätig. Dabei werden auch die zulässigen Streuungen in den Übertragungs- und
Verarbeitungszeiten berücksichtigt.
Zeitabweichungen entstehen durch Restfehler bei der Synchronisation der Messgrö-
ßen, Laufzeitstreuungen, o.Ä. Mit GPS-Synchronisierung wird eine Erhöhung der
Selbststabilisierung, die durch Laufzeitsprünge auftreten können, verhindert.
Ist eine Einflussgröße nicht erfassbar — z.B. die Frequenz, wenn keine ausreichen-
den Messgrößen zur Verfügung stehen — wird sie per definitionem auf die maximal
zulässige Abweichung gesetzt. Im Beispiel Frequenz heißt das: Kann die Frequenz
nicht ermittelt werden, weil keine ausreichenden Messgrößen verfügbar sind, geht das
Gerät von Nennfrequenz aus. Da die tatsächliche Frequenz aber innerhalb des zuläs-
sigen Bereiches (±20 % der Nennfrequenz) von der Nennfrequenz abweichen kann,
wird automatisch die Stabilisierung entsprechend erhöht. Sobald die Frequenz ermit-
telt worden ist (max. 100 ms nach Anliegen einer verwertbaren Messgröße), wird die
Stabilisierung wieder entsprechend zurückgenommen. In der Praxis wirkt sich das
aus, wenn vor Eintritt eines Kurzschlusses im zu schützenden Bereich keine Messgrö-
ßen vorhanden sind, also z.B. bei Zuschalten einer Leitung mit leitungsseitigen Span-
nungswandlern auf einen Fehler. Da die Frequenz zu diesem Zeitpunkt noch nicht be-
kannt ist, tritt zunächst eine erhöhte Stabilisierung ein, bis die tatsächliche Frequenz
ermittelt ist. Dies kann zu einer Verzögerung der Auslösung führen, jedoch nur an der
Ansprechgrenze, d.h. bei sehr stromschwachen Fehlern.
Diese Selbststabilisierungsgrößen werden in jedem Gerät aus der Summe der mögli-
chen Abweichungen berechnet und an das andere Gerät übertragen. Auf die gleiche
Weise, wie bei der Bildung der Stromsummen (Differentialströme) (siehe oben unter
„Messwertübertragung"), ermittel so jedes Gerät die Summe der Stabilisierungsgrö-
ßen und stabilisiert somit die Differentialströme.
Die Selbststabilisierung sorgt dafür, dass der Differentialschutz stets mit maximal
möglicher Empfindlichkeit arbeitet, da die Stabilisierungsgrößen sich automatisch dy-
namisch an die maximal möglichen Fehler anpassen. So können auch hochohmige
Fehler bei gleichzeitig hohen Lastströmen wirkungsvoll erfasst werden. Besonders bei
Synchronisierung über GPS ist die Selbststabilisierung auf ein Minimum reduziert,
weil asymmetrische Laufzeiten der Kommunikationsstrecke durch die genaue Be-
rechnung der Hin- und Rücklaufzeiten kompensiert werden.
Wenn der Schutzbereich über einen Transformator reicht, ist beim Zuschalten des
Transformators mit hohem Einschaltstrom (Rush-Strom) zu rechnen, der in den
Schutzbereich einfließt, ihn aber nicht wieder verlässt.
Der Einschaltrush kann ein Mehrfaches des Nennstromes erreichen und ist durch ei-
nen relativ hohen Gehalt der zweiten Harmonischen (doppelte Nennfrequenz) ge-
kennzeichnet, die im Kurzschlussfall nahezu völlig fehlt. Überschreitet der Gehalt an
zweiter Harmonischer im Differentialstrom also eine einstellbare Schwelle, wird die
Auslösung verhindert.
Die Einschaltstabilisierung hat eine obere Grenze: Oberhalb eines (einstellbaren)
Stromwertes ist sie nicht mehr wirksam, da es sich dann nur um einen inneren strom-
starken Kurzschluss handeln kann.
Bild 2-7 zeigt ein vereinfachtes Logikdiagramm. Die Bedingungen für die Einschaltsta-
bilisierung wird in jedem Gerät untersucht, in dem diese Funktion wirksam geschaltet
ist. Die Blockierbedingung wird jeweils an das andere Gerät übertragen, so dass sie
auf beide Enden des Schutzobjektes wirkt.
2.2 Differentialschutz
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