Bestimmung der erdschlussbehafteten Phase
Nach Anregung durch Verlagerungsspannung wird zunächst die erdschlussbehaftete Phase bestimmt. Dazu
werden die einzelnen Leiter-Erde-Spannungen gemessen. Erdschlussbehaftet ist die Phase, deren Spannung
unter eine einstellbare Schwelle U
ebenfalls einstellbare Schwelle U
Empfindliche Erdschlussrichtungsbestimmung
Die Richtung des Erdschlusses kann aus der Richtung des Erdschluss(rest)stromes, bezogen auf die Verlage-
rungsspannung, ermittelt werden. Voraussetzung ist lediglich, dass der Wirk- bzw. Blindanteil des Stromes in
ausreichender Größe an der Messstelle vorhanden ist.
In Netzen mit isoliertem Sternpunkt fließt der Erdschlussstrom als kapazitiver Strom von den gesunden
Leitungen über die Messstelle zur Erdschlussstelle. Für die Richtung ist demnach der kapazitive Blindstrom
maßgebend.
Bei Netzen mit Erdschlusslöschung überlagert im Erdschlussfall die Petersenspule dem kapazitiven Erdschluss-
strom einen entsprechenden induktiven Strom, so dass der kapazitive Strom an der Fehlerstelle kompensiert
wird. Je nach Messstelle im Netz kann jedoch der resultierende Messstrom induktiv oder kapazitiv sein; der
Blindstrom ist also für die Richtungsbestimmung des Erdschlusses ungeeignet. Hier wird der Wattreststrom,
der aus den Verlusten der Petersenspule resultiert, zur Richtungsbestimmung herangezogen. Dieser
Erdschlussreststrom beträgt nur wenige Prozent des kapazitiven Erdschlussstromes.
Für das Ansprechen des Erdschlussschutzes ist der Wirk- und Blindanteil der Leistung maßgebend.
Damit es zu einer Anregung des Erdfehlerdifferentialschutzes kommen kann, muss an beiden Enden des
Schutzobjektes ein Fehler in Vorwärtsrichtung erkannt werden.
In einer Stichleitung kann der Wattreststrom am Gegenende der Einspeisung so gering sein, dass an diesem
Ende keine Richtungsbestimmung möglich ist. In diesem Fall werden zusätzlich die Amplituden der Wirk-
ströme der beiden Enden verglichen, um eine Anregung zu erzielen und die Ortung des Erdschlusses zu
gewährleisten.
Die Amplitude des Wirkstroms (im gelöschten Netz) und der Blindstrom (bei isoliertem Sternpunkt) sind im
Störschrieb enthalten. Der lokale wattmetrische Erdstrom bzw. der Blindstrom wird als Ιee1, der wattmetri-
sche Erdstrom bzw. der Bilndstrom der Gegenseite als Ιee2 aufgezeichnet.
Anregelogik
Das folgende Bild zeigt die Anregelogik des Erdfehlerdifferentialschutzes in gelöschten oder isolierten Netzen.
SIPROTEC 4, 7SD80, Handbuch
E50417-G1100-C474-A2, Ausgabe 02.2018
fällt, wenn gleichzeitig die beiden übrigen Leiter-Erde-Spannungen eine
min
überschreiten.
max
2.2 Phasenvergleichsschutz und Erddifferentialschutz
Funktionen
59