15.2 Einsatz und Technik
In der analogen Technik kann man beliebige Geräte beliebig miteinander verschalten, eine
Synchronisation ist nicht erforderlich. Digital Audio jedoch ist einem Grundtakt, der Samplefre-
quenz, unterworfen. Das Signal kann nur korrekt weiterverarbeitet oder transportiert werden,
wenn alle beteiligten Geräte dem gleichen Takt folgen. Ansonsten kommt es zu Fehlabtastun-
gen des digitalen Signales. Verzerrungen, Knackgeräusche und Aussetzer sind die Folge.
AES/EBU, SPDIF, ADAT und MADI sind selbsttaktend, eine zusätzliche Wordclockleitung ist
also prinzipiell nicht erforderlich. In der Praxis kommt es bei der gleichzeitigen Benutzung meh-
rerer Geräte jedoch zu Problemen. Beispielsweise kann die Selbsttaktung bei einer Schleifen-
verkabelung zusammenbrechen, wenn es innerhalb der Schleife keinen 'Master' (zentralen
Taktgeber) gibt. Ausserdem muss die Clock aller Geräte synchron sein, was sich bei reinen
Wiedergabegeräten wie einem CD-Player über die Selbsttaktung gar nicht realisieren lässt, da
CD-Player keinen SPDIF-Eingang besitzen.
Der Bedarf an Synchronisation in einem Digital Studio wird daher durch das Anschließen an
eine zentrale Synchronisationsquelle befriedigt. Beispielsweise arbeitet das Mischpult als Mas-
ter und liefert an alle anderen Geräte ein Referenzsignal, die Wordclock. Das geht aber nur,
wenn die anderen Geräte auch einen Wordclockeingang besitzen, also Slave-fähig sind. (Pro-
fessionelle CD-Player besitzen daher einen Wordclockeingang). Dann werden alle Geräte syn-
chron mit dem gleichen Takt versorgt und arbeiten problemlos miteinander.
Innerhalb eines digitalen Verbundes darf es nur einen Master geben!
Doch Wordclock ist nicht nur Allheilmittel, sondern bringt auch einige Nachteile mit sich. Eine
Wordclock liefert statt des tatsächlich benötigten Taktes immer nur einen Bruchteil desselben.
Beispiel SPDIF: 44.1 kHz Wordclock (ein einfaches Rechtecksignal mit exakt dieser Frequenz)
muss innerhalb der Geräte mittels einer PLL um den Faktor 256 multipliziert werden (zu 11.2
MHz). Dieses Signal ersetzt dann das Taktsignal des Quarzoszillators. Großer Nachteil: Wegen
der starken Multiplikation ist das Ersatz-Taktsignal stark schwankend, der Jitter erreicht mehr-
fach höhere Werte als der eines Quarzes.
Das Ende dieser Probleme verheißt die sogenannte Superclock mit der 256-fachen Wordc-
lockfrequenz, was im Allgemeinen der internen Quarzfrequenz entspricht. Damit entfällt die PLL
zur Taktrückgewinnung, das Signal wird direkt verwendet. Doch in der Praxis erweist sich Su-
perclock als weitaus kritischer als Wordclock. Ein Rechtecksignal von mindestens 11 MHz an
mehrere Geräte zu verteilen heißt mit Hochfrequenztechnologie zu kämpfen. Reflektionen, Ka-
belqualität, kapazitive Einflüsse - bei 44.1 kHz vernachlässigbare Faktoren, bei 11 MHz das
Ende des Taktnetzwerkes. Zusätzlich ist zu bedenken, dass eine PLL nicht nur Jitter verursa-
chen kann, sondern auch Störungen beseitigt, was an ihrer vergleichsweise langsamen Regel-
schleife liegt, die ab wenigen kHz wie ein Filter wirkt. Eine solche 'Entstörung' von sowohl Jitter
als auch Rauschen fehlt der Superclock naturgemäß.
Das tatsächliche Ende dieser Probleme bietet die SteadyClock-Technologie des Micstasy. Sie
verbindet die Vorteile modernster und schnellster digitaler Technologie mit analoger Filtertech-
nik, und kann daher auch aus einer Wordclock von 44.1 kHz ein sehr jitterarmes Taktsignal von
22 MHz zurückgewinnen. Darüber hinaus wird sogar Jitter auf dem Eingangssignal stark be-
dämpft, so dass das rückgewonnene Taktsignal in der Praxis immer in höchster Qualität vor-
liegt.
Bedienungsanleitung Micstasy © RME
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