[7sk80-gerueberstromzeit-rueckfall-ie-20061221, 1, de_DE]
Bild 2-21
2.3.4
Gerichtete stromabhängige Überstromstufe ΙEp
Die stromabhängigen Stufen sind von der Bestellvariante abhängig. Sie arbeiten entweder nach IEC– oder
nach ANSI–Normen. Die Kennlinien und zugehörigen Formeln sind identisch mit denen des ungerichteten
Überstromzeitschutzes und sind in den Technischen Daten dargestellt. Bei Projektierung einer der stromab-
hängigen Kennlinien sind zusätzlich auch die unabhängigen Stufen ΙE>> und ΙE> wirksam.
Ansprechverhalten
Der Erdstrom wird mit dem Einstellwert IEp verglichen. Überschreitet ein Strom das 1,1-fache des Einstell-
wertes, regt die Funktion an und wird gemeldet, sofern die Fehlerrichtung mit der parametrierten Richtung
übereinstimmt. Wird von der Einschaltstabilisierung Gebrauch gemacht, so wird abhängig von der Rusherken-
nung entweder eine normale Anregemeldung oder die entsprechenden Inrushmeldung ausgegeben. Bei Anre-
gung der Stufe wird aus dem fließenden Fehlerstrom je nach gewählter Auslösecharakteristik die Auslösezeit
mit einem integrierenden Messverfahren berechnet und nach Ablauf dieser Zeit ein Auslösekommando abge-
geben, sofern kein Rush vorliegt oder die Einschaltstabilisierung nicht wirksam ist. Bei eingeschalteter
Einschaltstabilisierung und Erkennen eines Rushvorgangs erfolgt keine Auslösung, es wird jedoch eine
Meldung über den Ablauf der Zeitstufe abgesetzt.
Der Ansprechwert der ΙEp–Stufe, die Verzögerungszeit und die Kennlinie sind individuell wählbar.
Die Stufe kann gerichtet oder ungerichtet arbeiten (ungerichtet ab V4.7).
Rückfallverhalten
Bei den IEC– oder ANSI–Kennlinien kann gewählt werden, ob der Rückfall einer Stufe nach Unterschreiten
einer Schwelle sofort erfolgt oder mit einer Disk–Emulation. Sofort heißt, dass die Anregung bei Unter-
schreiten von ca. 95 % des Ansprechwertes zurückfällt, und bei erneuter Anregung die Ablaufzeit von vorn
beginnt.
Bei der Disk–Emulation beginnt nach Abschalten des Stromes ein Rückfallprozess (Rückzählen des Zeitzählers),
der dem Zurückdrehen einer Ferraris–Scheibe entspricht (daher „Disk–Emulation"). Dadurch wird bei
mehreren aufeinanderfolgenden Fehlern die „Vorgeschichte" infolge der Trägheit der Ferraris–Scheibe mitbe-
rücksichtigt und das Zeitablaufverhalten angepasst. Das Rückzählen beginnt bei Unterschreiten von 90 % des
Einstellwertes entsprechend der Rückfallkennlinie der gewählten Charakteristik. Im Bereich zwischen dem
Rückfallwert (95 % des Ansprechwertes) und 90 % des Einstellwertes ruhen sowohl Vorwärts- als auch Rück-
wärtszählung.
Die Disk–Emulation bringt Vorteile, wenn der Staffelplan des Überstromzeitschutzes mit anderen im Netz
befindlichen Geräten auf elektromagnetischer Basis koordiniert werden muss.
Das folgende Bild zeigt beispielhaft das Logikdiagramm für die Überstromstufe ΙEp des abhängigen gerich-
teten Überstromzeitschutzes.
SIPROTEC 4, 7SK80, Handbuch
E50417-G1100-C344-A8, Ausgabe 12.2017
Logik der Rückfallverzögerung für IE>gerichtet
Funktionen
2.3 Gerichteter Überstromzeitschutz Erde
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