PROGRAMMIEREN VON KLANGFELDERN
WAS IST EIN KLANGFELD?
Um die eindrucksvollen Funktionen des DSP zu erläutern,
beginnen wir unsere kleine Theorieerläuterung zunächst mit
Beantwortung der Frage, was ein Klangfeld eigentlich ist.
Der reiche und volle Klang eines live-gespielten
Musikinstruments beruht auf den vielfachen Schallreflexionen
an den Wänden des Hörraums. Diese Reflexionen machen
den Klang nicht nur "lebendig", sondern ermöglichen dem
Hörer auch den Standort des Instrumentalisten zu lokalisieren
sowie Größe und Form des Hörraums zu bestimmen. Der
Hörer kann sogar feststellen, ob der Raum, in dem er sich
befindet, ein hohes Reflexionsvermögen hat (z.B. bei Stahl-
und Glasflächen) oder eher den Schall absorbiert (z.B. bei
Holztäfelung, Teppichen und Vorhängen).
DIE ELEMENTE EINES KLANGFELDS
In jedem Klangfeld existieren neben den direkten Schallwellen,
die der Hörer direkt vom Musikinstrument aufnimmt, zwei ganz
unterschiedliche Arten von Schallreflexionen, die zusammen
das Klangfeld bilden:
(1) Frühe Reflexionen.
Dies sind reflektierte Schallsignale, die der Hörer sehr
rasch wahrnimmt (50 bis 100 ms nach dem Direktschall),
nachdem sie von einer einzigen Fläche—z.B. der Decke
oder einer Wand—reflektiert worden sind. Bei diesen
Reflexionen existieren für jedes Klangfeld ganz
spezifische Muster (siehe das Diagramm auf Seite 58), die
dem Hörer wesentliche Klanginformationen liefern. Die
frühen Reflexionen sorgen für die Transparenz eines
direkten Klangs.
(2) Nachhall.
Der Nachhall wird dadurch verursacht, daß der Schall von
mehreren Flächen—Wände, Decke und
Raumhintergrund—so reflektiert wird, daß die vielen
Schallreflexionen verschiedenster Ordnung miteinander
"verschmelzen" und ein kontinuierliches akustisches
Nachhallen bewirken. Diese Reflexionen sind ungerichtet
und verringern die Transparenz jedes Klangs.
Direktschall, frühe Reflexionen und Nachhall zusammen
vermitteln dem Hörer, wie der Hörraum in bezug auf Größe
und Form beschaffen ist. Und genau diese Phänomene
werden vom DSP zur Reproduktion von Klangfeldern
reproduziert.
Allein durch die Erzeugung der entsprechenden frühen
Reflexionen und des Nachhalls im Hörraum ist man also in der
Lage, ein individuelles Klangfeld zu schaffen. Die Raumakustik
läßt sich auf diese Weise so verändern, daß sich die Akustik
einer Konzerthalle, eines Tanzlokals oder fast jedes beliebigen
Raums vermitteln läßt. Diese Möglichkeit zur Erzeugung von
Klangfeldern nach eigenem Wunsch ist genau das, was
Yahama mit der Entwicklung des DSP verwirklicht hat.
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DSP-Programme setzen sich aus verschiedenen Parametern
zusammen, die die Raumgröße, die Nachhallzeit, den Abstand
zwischen Zuschauer und Künstler usw. bestimmen. Diese
Parameter sind für die einzelnen Programme voreingestellt,
nach präzisen Berechnungen von Yamaha, um ein bestimmtes
Klangfeld für die Programme zu erzeugen. Es wird empfohlen
die DSP-Programme ohne Änderung der Parameter zu
verwenden. Dieses Gerät erlaubt Ihnen aber auch Ihre eigene
Klangfelder zusammenzustellen. Sie können dazu die
Parameter eines bereits vorhandenen Programms verändern.
Solche Einstellungen bleiben auch nach dem Umschalten des
Gerätes in die Betriebsbereitschaft für ungefähr zwei Wochen
gepeichert. Auf der folgenden Seite wird beschrieben, wie Sie
Ihre eigenen Klangfelder zusammenstellen können.
Neben dem TYPE-Parameter, der das Unterprogramm jedes
DSP-Programms (z.B. "Hall A in Europe", "Hall B in Europe"
und "Hall C in Europe" für Programm 1, "HALL 1") festlegt,
verfügt jedes Programm über eine Reihe von Parametern, mit
deren Hilfe man die Eigenschaften des akustischen Umfelds
so ändern kann, daß genau der gewünschte Effekt erreicht
wird. Diese Parameter entsprechen den vielen natürlichen
akustischen Faktoren, die das Klangfeld in einem konkret
existierenden Konzertsaal oder einem anderen Hörraum
bestimmen. Die Raumgröße beispielsweise wirkt sich auf den
Zeitabstand zwischen den "Frühreflexionen" (d.h. den ersten
wenigen Reflexionen in großen Intervallen nach der
Wahrnehmung des Direktschalls) aus. Der Parameter "ROOM
SlZE", Bestandteil vieler DSP-Prograrnme, ändert den
Zeitverlauf zwischen diesen Reflexionen und bewirkt dadurch
eine Änderung in der Größe des "Raums", den man hört.
Neben Größe und Form haben auch die Eigenschaften der
Wände des Raums einen entscheidenden Einfluß auf den
endgültigen Klangeindruck. Schallabsorbierende Flächen z.B.
bewirken, daß Reflexionen und Nachhall rasch schwinden,
während Flächen mit guten Reflexionseigenschaften dafür
sorgen, daß die Reflexionen längere Zeit anhalten. Die
Parameter des DSP ermöglichen die Steuerung dieser und
vieler anderer Faktoren, die zum individuellen Klangfeld
beitragen. Damit können die maßgeblichen Faktoren der
vorprogrammierten Klangfelder "umgeformt" werden, um
eigene maßgeschneiderte Klangfelder zu schaffen, die optimal
zur Stimmung und Art der Musik passen.
Im Abschnitt "BESCHREIBUNG DER DIGITALEN
KLANGFELDPARAMETER" auf den Seiten 58 bis 60 ist
ausführlich erläutert, welche Funktion jeder Parameter erfüllt,
wie er auf den Klang einwirkt und welchen Einstellbereich er
hat.