8.8. Grenzen des DSP
Es gibt nie genug DSP Rechenleistung – egal wie viel man bereitstellt (frustrierter Entwickler).
Das gilt selbst für den ADI-2 Pro. Obwohl er über einen recht leistungsfähigen 2,17 Giga
FLOPS DSP Chip verfügt, und ihm das FPGA diverse Berechnungen abnimmt (RMEs virtueller
DSP für Mixing/Routing, Level Meter, Filter, Crossfeed), fordern 768 kHz ihren Preis. Die Re-
chenleistung von 48 kHz wird dann auf ein Sechzehntel (!) reduziert. Selbst bei 384 kHz ist es
schon ein Achtel von der bei 48 kHz. Der DSP im ADI- 2 Pro realisiert:
Bass/Treble und Loudness für 6 Kanäle
5-Band Parametric EQ für 6 Kanäle
Standard Phase-Funktionen für 6 Kanäle
Crossfeed für 4 Kanäle
30-Band Bi-quad Bandpass Filter Spectrum-Analyzer
Peak Level Meter für alle Kanäle
Displayinhalt und Ausgabe
Volume Control auf 4 Kanälen
Diverse Steuerfunktionen, wie Volume Ramp-up, Mute, Routing etc.
Balanced Phones Mode
DSD zu PCM Umwandlung (für Level Meter)
Bei 48 kHz keine große Sache, bei 192 kHz allerdings braucht es schon effiziente Programmie-
rung und einen besseren DSP Chip. 768 kHz allerdings benötigt dann einen DSP mit der vier-
fachen Leistung des 'Besseren'. Daher führt an der Abschaltung einiger Funktionen bei höherer
Samplefrequenz kein Weg vorbei. Glücklicherweise haben diese Einschränkungen in der Praxis
nur geringe Auswirkungen:
•
Bei Samplefrequenzen von 352,8 kHz oder höher werden Bass, Treble und Loudness de-
aktiviert. Die Zahl verfügbarer EQ-Kanäle reduziert sich auf 2 (1 x Stereo). Der EQ kann
weiter mit Analog Input, Main Output 1/2 oder Phones Out 3/4 genutzt werden, aber eben
nur einem von diesen.
•
Bei Samplefrequenzen von 705,6 kHz oder höher lassen sich entweder Crossfeed oder EQ
(1 x Stereo) aktivieren, aber nicht beide gleichzeitig.
Die im ADI-2 Pro verfügbaren hohen Samplefrequenzen übersteigen auch die Fähigkeiten der
digitalen I/Os. AES und SPDIF sind beide auf 192 kHz beschränkt, und daran lässt sich nichts
ändern (außer einem speziellen, 1-kanaligen SMUX Modus, siehe Kapitel 14.1.2, Setup Clock).
Daher sind alle höheren Samplefrequenzen nur analog und im Modus USB nutzbar. Und im
iOS-Betrieb mit iPad/iPhone und einer App, die solche Samplefrequenzen unterstützt (Neutron,
Onkyo HF-Player etc.).
DSD kommt mit seinen eigenen Einschränkungen. DSD ist ein 1 Bit Datenstrom, der nicht digi-
tal prozessiert werden kann. Daher sind Funktionen wie Bass, Treble, Loudness, EQ etc. nicht
möglich. Die Volume-Einstellung wird nicht mehr vom DSP, sondern dem DAC vorgenommen,
der dazu intern DSD in PCM umwandelt - um eben Pegel- (Volume) Veränderungen möglich zu
machen. Davon merken Sie aber nichts, die Bedienung am ADI-2 Pro erfolgt in beiden Modi
identisch und übergangslos. Der DSP führt nun eine zusätzliche DSD zu PCM Umwandlung
durch, um die Pegeldaten des DSD-Signals auf den Level Metern und dem Analyzer anzeigen
zu können – ein weiteres einmaliges Merkmal des ADI-2 Pro.
Noch extremer ist DSD Direct. Wenn aktiviert (SETUP, Options, Device Mode) wird das DSD-
Signal im DAC nicht zu PCM gewandelt, und daher gibt es auch keine Lautstärkeeinstellung
mehr – außer den analogen Referenzpegeln, die sich zur Grobanpassung des Ausgangspegels
bzw. der Lautstärke nutzen lassen. Nunmehr ohne echte Volume-Einstellung versehen deakti-
viert der ADI-2 Pro im DSD Direct Modus sicherheitshalber den Phones Out 1/2. Das analoge
Signal ist nur an den hinteren Ausgängen verfügbar. Phones Out 3/4 arbeitet weiter unabhän-
gig, und kann den normalen DSD-Modus oder PCM nutzen, je nachdem was die Quelle liefert.
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Bedienungsanleitung ADI-2 Pro - v 1.9