APPENDIX B: Symmetrierte Leitungen,
Phantomspeisung, Erdung und andere
Mysterien
Symmetrierte Leitungen
Symmetrierte Leitungen bieten einen gesteigerten
Schutz gegenüber externen Störgeräuschen (genau
gesagt Brummen und Zischen). Da symmetrierte
Verkabelungen und Systeme diese Nebengeräusche
minimieren, ist die Verbindungsmethode besonders
bei längeren Kabelstrecken wünschenswert. Ein
langes, unsymmetrisches Kabel erhöht die Chance
von unerwünschten Einstreuungen, und symmetri-
sche Eingangsbuchsen haben den Vorteil, dass we-
niger Störgeräusche in das System eindringen. Aber
unabhängig von der Art der Eingangsbuchsen sind
symmetrierte Kabel auf jeden Fall vorzuziehen.
Phantomspeisung und Mikrofone
Geschichte
Kondensator-Mikrofone unterscheiden sich von
dynamischen und Bändchen-Mikrofonen dadurch,
dass sie nicht autark arbeiten können. Sie erzeugen
durch das Auftreffen von Schallwellen keine elektri-
sche Energie. Vielmehr modifiziert ein Kondensator-
Mikrofon die extern zugeführte Energie und liefert
so ein Abbild des Schallereignisses.
Dynamische und Bändchen-Mikrofone hingegen
benutzen Magnetismus, um die Schallenergie in
elektrische Energie umzuwandeln: Sie sind Erzeu-
ger. Darüber hinaus sind beide Mikrofontypen Nied-
rig-Impedanz-Typen. Man kann ein dynamisches
Mikrofon direkt an einen niederohmigen Mischpult-
eingang anschließen. Viele dynamische Mikrofone
arbeiten nach diesem Prinzip.
Auf der anderen Seite sind Kondensator-Mikrofone
Hoch-Impedanz-Geräte. Wie hoch? Sehr, sehr hoch,
etwa 1 Gigaohm. Das ist hoch genug, damit die
Eigenkapazität eines halben Meter abgeschirmten
Kabels den Ausgang des Mikrofones hörbar beein-
trächtigen würde. Aus diesem Grund verfügen alle
Kondensator-Mikrofone über einen
Impedanzwandler in Form einer Röhre oder eines
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Es gibt noch eine weiteres externes Stromversorgungssystem unter der
Bezeichnung A-B oder T-System Powering. Hierbei werden die Pins 2 und
3 sowohl für den Transport von Audio als auch Strom benutzt. Es ist
nicht kompatibel zu dynamischen oder phantomgespeisten Mikrofonen,
spielt aber mittlerweile kaum noch eine Rolle.
FET (Field-Effect Transistor), der ganz in der Nähe
des Abnahmeelementes in das Mikro eingebaut ist.
Dieser Impedanzwandler und das Mikrofonelement
benötigen eine externe Stromquelle (bei Electret-
Kondensator-Mikrofonen nur der Impedanzwandler).
Was ist das genau?
Die naheliegende externe Stromquelle für ein mo-
dernes Mikrofon ist eine Batterie. Der einzige elek-
tronische Vorteil einer Batterie ist, dass sie reine
DC-Spannung liefert. Der einzig andere Vorteil (für
den Batteriehersteller) ist die Tatsache, dass Sie im-
mer wieder neue Batterien kaufen müssen. Röhren-
Mikrofone benötigen für den Betrieb verschiedene
Spannungen, was automatisch die Verwendung von
Multi-Leiter-Kabeln und nicht standardisierten
(nicht XLR) Anschlüssen bedeutet. Ein Röhren-Mi-
krofon hat in allen Fällen ein spezielles, externes
Netzteil.
In den späten 60-er Jahren transistorisierte Neu-
mann (Hersteller der U47- und U87-Mikrofone) sei-
ne Mikrofone und führte ein externes Stromversor-
gungssystem unter der geschützten Bezeichnung
Phantomspeisung ein. Weil der Begriff geschützt ist,
nennen andere Hersteller es beispielsweise „Sim-
plex Powering". Im Laufe der Zeit wurde die Be-
zeichnung zu einem DIN-Standard
Warum also „Phantomspeisung"? Wie das Phantom
in dem alten Comic Strip ist sie da, wenn man sie
braucht, und unsichtbar, wenn nicht. Die Technolo-
gie ist nicht neu, sondern stammt ursprünglich aus
der Raumfahrttechnologie. Wie so viele andere
Dinge wurde sie schließlich von einer Telefongesell-
schaft massentauglich gemacht.
Wichtig ist: Phantomspeisung ist ein kompatibles
System. Sowohl dynamische als auch Kondensator-
Mikrofone können problemlos an den gleichen
Mikrofoneingängen eingesetzt werden.
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