Abschnitt 4
IED Anwendung
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Kurzschlussschutz für Versorgungsleitungen in Verteil- und
Unterverteilnetzen. In der Regel haben diese Versorgungsleitungen eine
radiale Struktur.
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Reserve-Kurzschlussschutz für Übertragungsleitungen.
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Reserve-Kurzschlussschutz für Leistungstransformatoren.
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Kurzschlussschutz für unterschiedliche mit dem Stromversorgungssystem
verbundene Ausrüstung, wie: Parallelkondensatorbänke, Kompensations-
Drosselspulen, Motoren und andere.
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Reserve-Kurzschlussschutz für Generatoren.
Der Einphasen-Überstromschutz wird in IEDs eingesetzt, die nur über Eingang von
einer Phase verfügen, wie zum Beispiel Sammelschienenschutz für große
Sammelschienen (mit mehreren Feldern).
Bei vielen Anwendungen sind mehrere Stufen mit unterschiedlichen
Stromansprechwerten und Zeitverzögerungen nötig. Der Überstromschutz (OC)
kann bis zu vier unterschiedliche, individuell einstellbare Stufen haben. Jede Stufe
der OC-Funktion hat eine hohe Flexibilität. Mögliche Optionen:
Auswahl an verzögerten Kennlinien: Es sind verschiedene Arten von verzögerten
Kennlinien verfügbar. Neben einer unabhängig verzögerten Kennlinie finden sich
auch unterschiedliche Arten von abhängig verzögerten Kennlinien. Die Selektivität
zwischen unterschiedlichen Überstrom-Schutzeinrichtungen ist in der Regel durch
die Abstimmung der Verzögerungsfunktionen der unterschiedlichen
Schutzeinrichtungen gegeben. Um eine optimale Abstimmung zu ermöglichen,
sollten alle untereinander abzustimmenden Überstromrelais die gleiche
Verzögerungskennlinie aufweisen. Aus diesem Grund steht ein große Palette an
standardisierten stromabhängigen Verzögerungskennlinien zur Verfügung: IEC
und ANSI. Es ist zudem möglich die stromabhängigen Verzögerungskennlinien
maßgeschneidert anzupassen.
In der Regel ist es notwendig, dass die Phasen-Überstromschutzfunktion so schnell
wie möglich zurückgesetzt wird, sobald die Stromstärke unter den Auslösewert
fällt. In einigen Fällen ist ein verzögertes Rückfallen (Reset) erforderlich. Daher
können unterschiedliche Rückfallkennlinien verwendet werden.
Bei einigen Schutzanwendungen kann es notwendig sein den Stromansprechwert
zeitweise zu verändern. Ein typischer Fall ist zum Beispiel eine Schutzeinrichtung,
die den Strom zu einem großen Motor misst. Beim Anlaufen des Motors kann der
Anlaufstrom deutlich höher als der Nennstrom des Motors sein. Daher gibt es
Möglichkeit einen Multiplikationsfaktor für den Stromansprechwert einzugeben.
Dieser Multiplikationsfaktor wird über ein binäres Eingangssignal zu der Funktion
aktiviert.
Beim Einschalten von Leistungstransformatoren kann ein hoher Einschaltstrom
fließen. Ursache dieser Erscheinung ist die Sättigung des Magnetkerns des
Transformator während bestimmter Abschnitte der Periode. Es besteht das Risiko,
dass der Einschaltstrom einen Wert erreicht, der über dem Stromansprechwert des
Phasen-Überstromschutzes liegt. Der Einschaltstrom hat einen großen Anteil der
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Applikationshandbuch