Am Ende einer Isolationsprüfung ähnelt der Prüfling einem
geladenen Kondensator; im Isolationsdielektrikum bleibt
eine beträchtliche Menge an Energie gespeichert.
Es gibt eine wichtige „Faustregel" zum Laden und Entladen
von Prüflingen. Diese Regel besagt, dass der Bediener den
Prüfling fünfmal so lange entladen muss, wie er geprüft
wurde. Wenn der Bediener eine 10-minütige PI-Prüfung
durchführt, sollte er das Gerät 50 Minuten lang entladen.
Ein qualitativ hochwertiges Gerät entlädt den Prüfling
automatisch, sobald eine Prüfung beendet oder
unterbrochen wird. Einige Geräte geringerer Qualität haben
einen separaten Entladungsauswahlknopf oder -schalter, der
einen Schritt zu einer Prüfung hinzufügt. Wird dieser Schritt
vergessen, kann der Prüfling für die nächste Person, die ihn
handhabt, tödlich sein.
Megger-Isolations-Prüfgeräte erfassen auch die Spannung
am Prüfling während der Entladungsphase und zeigen diese
Spannung an, bis sie auf ein sicheres Niveau gefallen ist. Zu
diesem Zeitpunkt ist das Gerät sicher zu handhaben.
Zu diesem Punkt haben wir jedoch nur die gespeicherte
kapazitive Ladung entladen. Wie zu Beginn dieses
Leitfadens erläutert, wird eine beliebige Kapazität zu
Beginn einer Prüfung relativ schnell aufgeladen. Ebenso
wird die kapazitive Ladung am Ende einer Prüfung relativ
schnell entladen. Aber der dielektrische Absorptionsstrom
braucht viel länger, um hineinzugelangen und auch viel
länger, um herauszukommen.
Während der Prüfling also sofort sicher verwendet
werden kann, werden die Anschlüsse, wenn sie nicht
kurzgeschlossen sind, allmählich aufgeladen und stellen
wieder eine Gefahr dar. Stellen Sie also sicher, dass die
Anschlüsse kurzgeschlossen und geerdet sind, wenn das
Gerät nicht wieder in Betrieb genommen wird.
Ladezeit für Großgeräte
Eine Frage, die uns oft gestellt wird, ist: „Wie lange dauert
es, ein bestimmtes Gerät zu laden?" Die Antwort ist: „Wir
wissen es nicht!"
Warum nicht? Nun, die Antwort hängt von der tatsächlichen
Konfiguration des jeweiligen betroffenen Gerätes ab.
Beispielsweise gibt das Megger S1-5010 eine Ladezeit
von „weniger als 5 Sekunden pro Mikrofarad bei 2 mA-
Kurzschlussstrom" und „2,5 Sekunden pro Mikrofarad bei
5 mA-Kurzschlussstrom" an. Wenn Sie also die Kapazität des
Prüflings kennen, können Sie die Ladezeit berechnen, egal
ob es sich um einen Motor, ein Kabel oder nur eine Platte
aus Isoliermaterial handelt.
Motorbetriebene Isolations-Prüfgeräte
Eine weitere Frage, die uns häufig gestellt wird, ist: „Was
ist mit den alten motorbetriebenen Isolations-Prüfgeräten
in Holzkisten passiert?" Einige Personen waren anscheinend
der Meinung, dass sie den Standard für Isolationsprüfungen
gesetzt haben und immer noch tun.
Diese motorbetriebenen Holzkisten mit einem externen Motor
wurden zwischen 1910 und 1972 hergestellt und verwendeten
das original Evershed-patentierte „Kreuzspulenohmmeter".
Dies war ein großes, schweres Messwerk, das, wie der Name
schon sagt, zwei Spulen in einem Winkel zueinander hatte.
Das war das erste „wahre Ohmmeter". Die Konstruktion des
Messwerks hatte Vor- und Nachteile.
Der Hauptvorteil war, dass es aufgrund des Gewichts des
Messwerks eine beträchtliche Trägheit hatte und daher
unempfindlich gegen Störungen oder transiente Ereignisse
war. Dies führte zu einer sehr ruhigen Bewegung. Leider war
das Messwerk durch sein reines Gewicht recht empfindlich,
und so mussten die Geräte mit Vorsicht behandelt werden.
Außerdem mussten die Geräte vor dem Gebrauch nivelliert
werden und wurden deshalb mit einer Nivellierwaage auf
der Skala und verstellbaren Füßen geliefert. Die Messwerke
waren auch ziemlich unempfindlich und mit maximalen
Widerstandsfähigkeiten, die in hohen Megohm oder
niedrigen Gigaohm gemessen werden konnten.
Alternative Energiequellen wurden entwickelt. Der alte
Generator war groß und schwer, wie jeder, der versucht hat,
eines dieser alten Geräte in die Hand zu nehmen, bestätigen
wird; Sie würden sicherlich keine PI-Prüfung beim Handkurbeln
machen wollen, aber wenn keine Netzstromversorgung
vorhanden war, gab es keine Alternative.
Durch den technischen Fortschritt konnten „elektronische
Messwerke" eingesetzt werden, die robuster und genauer
waren. Es wurden neue Niederspannungsgeneratoren
entwickelt, die das Handkurbeln wesentlich erleichterten
und schließlich die Batterietechnik den Einsatz von reiner
Batterieleistung ermöglichten. Dies führte zu einer
langfristigen, sehr stabilen Stromversorgung, wie wir sie
heute sehen.
Der Einsatz von Elektronik hat zu leichteren, robusteren
und präziseren Geräten geführt, die schneller reagieren. Sie
können mehr Informationen liefern, was dazu führt, dass
wir transiente Ereignisse sehen, die vorher durch die relative
Instabilität der Stromversorgung und die Trägheit des
Messwerks völlig verdeckt wurden.
Was ist besser? Die Entscheidung liegt bei Ihnen.
LEITFADEN FÜR DIAGNOSTISCHE ISOLATIONSPRÜFUNGEN ÜBER 1 KV
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