Bei verzweigten Systemen, wenn sich z.B. die kommunizierende Steuerungseinheit in einem
anderen Anlagenteil befindet, empfiehlt sich die einseitige Auflegung des Schirms auf der
Frequenzumrichterseite, möglichst direkt im Bereich des Kabeleintritts in den Schaltschrank.
Insbesondere kommt dies zum Tragen, wenn zwischen den Systemen größere Entfernungen zu
überbrücken sind und daher ein unterschiedliches PE-Potential zwischen den einzelnen Systemen
zu erwarten ist.
Die wirksame Schirmfläche dieser Leitungen sollten Sie so groß wie möglich lassen, d.h. setzen
Sie den Schirm nicht weiter ab als unbedingt erforderlich. Der Abstand zwischen einer Störquelle
und einer Störsenke (störgefährdeten Einrichtung) bestimmt wesentlich die Auswirkungen der
ausgesendeten Störungen auf die Störsenke. Das ausgesendete Störfeld des Frequenzumrichters
fällt sehr stark mit zunehmendem Abstand. Beachten Sie bitte, daß das ausgesendete Störfeld
(Frequenzbereich 30MHz - 1GHz) eines Antriebes/ Antriebssystems gemäß EN55011 im Abstand
von 10m gemessen wird. Jedes Gerät, das näher als 10m an der Störquelle plaziert ist, wird also mit
erheblich höheren Störamplituden beaufschlagt. Aus diesem Grund sollten Sie nur störfeste Geräte
einsetzen und zum Antrieb einen Mindestabstand von 0,25m einhalten. Geräte, die störempfindlich
auf elektrische und magnetische Felder reagieren, sollten mindestens einen Abstand von 0,25m zu
folgenden Komponenten einhalten:
• Frequenzumrichter
• EMV- Eingangs-/ Ausgangsfilter
• Eingangs- oder Ausgangsdrosseln/ -transformatoren
• Motorkabel (auch wenn abgeschirmt)
• Externer Bremswiderstand und seine Verdrahtung (auch wenn abgeschirmt)
• AC/DC- Kommutatormotoren, inklusive ihrer ggf. angebauten Fremdlüfter
• DC- Zwischenkreis-Kopplung/-Verdrahtung (auch wenn abgeschirmt)
• Geschaltete Induktivitäten wie Relais, Schütze, Magnetventile, Bremsen (auch wenn entstört)
Sehr häufig werden Störungen über die Installationskabel eingekoppelt. Diesen Einfluß können Sie
minimieren, indem Sie störende Kabel getrennt -Mindestabstand 0,25m- von störempfindlichen
Kabeln verlegen. Besonders kritisch ist die parallele Verlegung von Kabeln über längere Strecken.
Bei zwei Kabeln die sich kreuzen, ist die Störbeeinflussung am kleinsten, wenn die Kreuzung im
Winkel von 90 Grad verläuft. Störempfindliche Kabel sollten daher Motorkabel, Zwi-
schenkreiskabel oder die Verkabelung eines Bremswiderstandes nur im Winkel von 90 Grad
kreuzen und niemals über größere Strecken parallel zu ihnen verlegt werden.
Verwendung EMV-gerechter Kabel
Zur Verminderung der EMV-Störaussendung der Motorleitung sowie zur Erhöhung der EMV-
Störfestigkeit der Steuerleitungen ist die Verwendung von abgeschirmten Kabeln erforderlich.
Durch die Schirmung wird die Ein- bzw. Auskopplung von Störgrößen reduziert (siehe vorheriger
Abschnitt "Minimierung der abgestrahlten Störungen"). Die Wirksamkeit der Abschirmung hängt
dabei stark vom Aufbau und dem Material der Schirmung ab. Charakterisiert werden kann die
Schirmwirkung durch die Kopplungsimpedanz ("transfer impedance"). Je kleiner die
Kopplungsimpedanz, desto besser ist die Wirkung der Abschirmung. Im wesentlichen wird die
Kopplungsimpedanz von folgenden Faktoren beeinflußt:
•
Der sog. Schirmabdeckung, also der von der Abschirmung bedeckten Fläche des Kabels. In der
Regel wird sie in Prozent angegeben und sollte mindestens 85% betragen.
•
Dem Aufbau der Abschirmung. Mögliche Arten sind verdrillte, geflochtenen oder als Rohr
ausgeführte Abschirmungen. Zu bevorzugen sind geflochtene oder als Rohr ausgeführte
Schirme.
•
Dem Übergangswiderstand zwischen den einzelnen Leitern der Abschirmung. Je geringer
dieser Wert, umso besser ist die Wirkung des Schirmes.
Kapitel 2 – EMV-gerechte Installation von Antrieben und Antriebssystemen
2-4