5.2 Rollgroß
ACHTUNG
Konstruktionsbedingt sind die meisten Rollsegel sehr flach geschnitten (denn nur flache Segel lassen sich ohne Knittern in den Mast
rollen) und produzieren deshalb herzlich wenig Vortrieb.
Wer trotzdem schnell segeln möchte, sollte ein paar Ratschläge beherzigen:
1. Das Unterliek (= Ausrolleine) darf niemals zu dicht genommen werden, auch dann nicht, wenn bei Starkwind die Segelfläche verkleinert
werden muss. Da das Segel selbst kaum Profil aufweist, muss ihm sozusagen Bauch induziert werden. Es ist hilfreich, das Segel von Lee,
von achtern oder von unten (siehe Bilder) zu betrachten, um die Profiltiefe zu kontrollieren. Aus Luv erkennt man wenig. Allgemein
gilt: Ein Rollgroß benötigt deutlich mehr Bauch als man annehmen würde.
2. Das lattenlose Achterliek ist auf zuviel Schotzug besonders empfindlich und in der Regel viel zu straff. Es spannt sich bei Großschotzug
ie die Sehne eines Bogens und bildet eine Kralle. Die Gefahr, dass das Achterliek zu dicht ist („schließt"), das Segel also zuwenig verwindet
(„twistet"), ist hier deutlich höher als bei Segeln mit durch Latten ausgestelltem Achterliek. Je größer die Achterlieksrundung nämlich ist,
desto besser die Druckverteilung und desto mehr Twist. Vor allem bei leichterem Wind ist ein Rollgroß im Achterliek sehr problematisch.
Dann genügt es nicht, die Großschot zu fieren, denn das Gewicht des Baumes allein beeinflusst das Achterliek ungünstig. Hier muss man
korrigierend eingreifen, indem man den Baum leicht aufdirkt oder – falls vorhanden– die Federspannung eines starren Niederholers
ausnützt, um den Baum zu heben (ja Federspannung ist bei der Rock n Roll so groß, dass der Baum angehoben wird, wenn der
Baumniederholer gelöst und die Großschoot nicht zu fest ist). Das Rollgroßsegel wird also absichtlich verwunden, um den richtigen Twist
zu erzielen, und das gilt nicht nur an der Kreuz, sondern auch mit geschrickten Schoten oder raumschots. Je stärker der Wind, desto
weniger ist dies notwendig, weil der Winddruck die Verwindung des Segels übernimmt. Die Kontrolle des Achterlieks ohne Latten ist
übrigens schwierig. Es empfiehlt sich daher, einen schwarzen Trimmstreifen (auch: Profilstreifen; erhältlich bei jedem Segelmacher) im
oberen Drittel des Segels aufzukleben, damit die Profilierung des Segels besser erkennbar wird.
Ein Wort zu starren Niederholern mit starker Untersetzung: Schon leichtes Dichtnehmen übt unter Umständen zuviel Zug aus, was sich
gerade bei Rollgroßsegeln besonders ungünstig auswirkt.
Ein Tipp für Fahrtenregattasegler:
Wer die Verwindung bei Leichtwind an der Kreuz exakt einstellen möchte, sollte gegebenenfalls den Travellerschlitten etwas nach Luv
fahren (maximal bis der Baum mittschiffs steht) und gleichzeitig den Großschotzug verringern.
Drei Regeln für Rollgroßsegel
1. Mehr Bauch im Unterliek als man glaubt
2. Wenig Niederholerspannung
3. Ausreichend Twist