Vorspülen empfohlen
Einige Lösungen (z. B. Serum, eiweißhaltige Lösungen und organische Lösemittel) können einen Film an
der Innenwand der Spitze hinterlassen, wodurch es zu Messfehlern kommen kann, die über die angegebene
Toleranz hinausgehen. Da dieser Film bei aufeinanderfolgenden Pipettiervorgängen mit derselben Pipette relativ
konstant bleibt, lässt sich hervorragende Präzision erreichen, indem man die Spitze wieder befüllt und dieses
Volumen als Probe verwendet. Aufeinanderfolgende Proben aus dieser selben Spitze weisen dann eine gute
Reproduzierbarkeit (geringe Abweichungen) auf.
Rückwärtspipettieren
Eine andere Möglichkeit der Reduzierung von Messfehlern aufgrund von Filmanhaftungen ist das Rückwärtspi-
pettieren. Im Gegensatz zum Vorwärtspipettieren ist der Arbeitsablauf umgekehrt:
1. Eine Einwegspitze am Pipettenschaft anbringen.
2. Den Pipettierknopf bis zum ZWEITEN ANSCHLAG durchdrücken.
3. Die Spitze in die Flüssigkeit eintauchen und den Kolben langsam in die Ausgangsposition zurückkehren
lassen. Einen Moment warten, bis die Flüssigkeitssäule in der Spitze im Gleichgewicht ist.
4. Außen an der Spitze anhaftende Flüssigkeit abwischen, ohne die Spitzenöffnung zu berühren.
5. Zum Abgeben der Probe mit der Pipettenspitze die Gefäßwand berühren und den Pipettierknopf nur bis
zum ERSTEN ANSCHLAG drücken. Den Dosierknopf am ERSTEN ANSCHLAG einige Sekunden lang gedrückt
halten, bis die Flüssigkeitssäule wieder im Gleichgewicht ist.
6. Die Spitze aus dem Aufnahmegefäß entnehmen, ohne die restliche Flüssigkeit aus der Pipette zu drücken.
7. Überschüssige Probenflüssigkeit gegebenenfalls wieder in das ursprüngliche Probengefäß zurückgeben.
Die verbrauchte Spitze entsorgen.
Pipettieren von Flüssigkeiten unterschiedlicher Dichte
Lösungen, deren Dichte erheblich von der Wasserdichte abweicht, lassen sich mit Rainin Classic pipettieren,
indem das Volumen etwas höher oder niedriger eingestellt wird als benötigt. Der erforderliche Grad der
Kompensation muss empirisch ermittelt werden.
Wenn beispielsweise 10 µl einer CsCl-Lösung pipettiert werden, ergibt sich ein tatsächliches Volumen von
8,5 µl (Durchschnitt aus 5 Proben). Versuchsweise kann man nun die Volumeneinstellung auf 11,8 µl erhöhen
und die Messungen wiederholen. Wenn die pipettierten Volumen noch immer nicht nah genug an 10 µl
heranreichen, sind weitere geringfügige Justierungen erforderlich, bis der gewünschte Messwert erreicht wird.
Flüssigkeiten von sehr hoher Dichte eignen sich unter Umständen nicht für das Pipettieren mit
Luftverdrängungspipetten. Für derartige Flüssigkeiten lassen sich stattdessen Rainin Pos-D
Direktverdrängungspipetten verwenden.
Temperaturerwägungen
Warme oder kalte Flüssigkeiten lassen sich mit hoher Präzision pipettieren, wenn ein gleichmäßiger
Pipettierrhythmus eingehalten wird. So lassen sich Abweichungen durch Erwärmungs- oder Abkühlungseffekte
innerhalb der Pipette minimieren. Höchste Genauigkeit und Präzision lassen sich erzielen, wenn für das
Messen von Proben, deren Temperaturen stark von der Umgebungstemperatur abweichen, jedes Mal eine
neue Spitze verwendet und auf das Vorspülen verzichtet wird. Beste Ergebnisse erhält man, wenn Aufnehmen
und Abgeben der Probe ohne Verzögerung erfolgen. In kalten Räumen muss sich die Pipette zunächst auf die
Umgebungstemperatur abkühlen, bevor mit ihr pipettiert werden kann.
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