13.3
MIDI
Heute kann man es sich kaum noch vorstellen - aber vor 1983 gab es noch kein
übereinstimmendes Protokoll, mit dem man Synthesizer verschiedener Hersteller hätte
kombinieren können. Dave Smith (damals Sequential Circuits) erschuf in Zusammenarbeit
mit Ikutaro Kakehashi (Roland Corporation) ein den damaligen technischen Möglichkeiten
entsprechendes, einfaches und günstig zu implementierendes Hardware Interface nebst
zugehörigem Protokoll, um eine einfache aber effektive Steuerung der Geräte
untereinander zu ermöglichen. Ich kann mich noch sehr gut an die Magie erinnern, einen
Roland JX-3P und einen Yamaha DX-9 mit diesem irgendwie schon damals altmodischen
5-poligen Kabel zu verbinden, um dann beim Spielen auf dem DX-9 den JX-3P gleichzeitig
zu hören. Fünfpolige DIN-Kabel waren ein paar Jahre zuvor endgültig aus den heimischen
Wohnzimmern verbannt worden und das Cinch Kabel hatte seine Überlegenheit in der HiFi
Welt längst ausgespielt, da wurde dieser seltsame Stecker ausgerechnet bei den
modernen Synthesizern wieder ausgegraben. Das war einer der Gedanken, die man sich
damals zu dieser MIDI Schnittstelle machte. Unzähligen Kunden erklärte ich damals den
Unterschied zwischen einer Audio- und einer Datenverbindung und so mancher frustrierter
Synthesist kam an meinen damaligen Arbeitsplatz, weil sein Synthesizer auf Opas
Röhrenradio nur einen unerträglichen Lärm produzierte. Nicht nur die MIDI Schnittstelle war
neu. Für die meisten Benutzer war die MIDI Schnittstelle die allererste, digitale
Datenverbindung, von der sie überhaupt erfahren hatten. Zu dieser Zeit hatte niemand
einen Computer und von daher keinerlei Erfahrung mit Datenverarbeitung jeglicher Art.
Aber diese MIDI Schnittstelle revolutionierte die technischen Möglichkeiten enorm und trat
einen verdienten Siegeszug in der Musikwelt an. Ein paar Monate später war es nicht mehr
möglich, elektronische Musikinstrumente ohne diese Schnittstelle zu vermarkten.
MIDI hat zwei große Vorteile gegenüber der wesentlich schnelleren und universelleren USB
Schnittstelle - es kann aktiv Daten auf die Reise schicken, während ein USB Gerät stets
warten muss, bis seine Daten abgeholt werden (polling) und eine galvanische Trennung
zwischen den verbundenen Geräten ist entsprechend der MIDI Norm Pflichtprogramm. Von
daher kann sich über die MIDI Schnittstelle keine Brummschleife bilden und Störgeräusche,
die sich vielleicht auf der Masse einer Mikroprozessor Versorgung zwangsläufig ergeben,
haben keine Möglichkeit, sich zum nächsten Gerät fortzupflanzen. Von daher hat die MIDI
Schnittstelle auch heute noch etwas zu bieten, was viele USB basierte Lösungen
vermissen lassen. Nur wenige Hersteller sorgen für eine galvanische Trennung der USB
Schnittstelle.
Wäre noch zu klären, was MIDI eigentlich macht. Nun, im Grunde ist es eine primitive
Sprache, um musikalische Befehle möglichst effektiv zwischen mehreren Musik-
instrumenten auszutauschen. Der am häufigsten anzutreffende Befehl ist zum Beispiel der
Notenbefehl. Ein Notenbefehl enthält in der Regel Informationen über die angespielte
Tonhöhe und die verwendete Anschlagstärke für diesen Ton. Dieses MIDI Event wird also
gesendet, wenn man ein Taste betätigt.
Lässt man die Taste wieder los, wird ein weiterer Befehl gesendet. Das kann ein weiterer
Notenbefehl mit dem Anschlagdynamik Wert 0 sein, oder aber ein sogenannter Note Off
Befehl.
Natürlich ist das nicht alles, was MIDI kann. Wenn Sie die Druckdynamik (Aftertouch)
auslösen, wird das ebenso gesendet, wie die Bewegung des Pitch Benders oder das
aufregeln des Modulationsrades. Auch eine gemeinsame Tempobasis kann per MIDI
geschaffen werden. Sogenannte MIDI Realtime Messages übertragen eine 96tel Clock,
Start, Stop und Continue Befehle, um mehrere Sequenzer und Drumcomputer mit gleichem
Tempo laufen zu lassen.
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